Die Vorgeschichte

Seit bei der Netzwerktagung im Herbst 2019 in einer Diskussion über die essbare Bepflanzung von öffentlichen Räumen die Idee eines Essbaren Schulweges aufkam, hat sie mich nicht mehr losgelassen. Mit Martina Mader, der Direktorin der Volksschule Matrei, und mit Unterstützung von Matthias Karadar (Natur im Garten Tirol) habe ich dann über einen - coronabedingt - längeren Zeitraum hinweg Ideen zur Gestaltung des größtenteils asphaltieren und wenig farbenfrohen Schulhofes entwickelt. Letztendlich wurde der Schulhof im Rahmen des Kreativunterrichts mit einem knallig-bunten Zaun verschönert. Für die Bepflanzung konnten wir nun mit dem Spazierweg zwischen Volksschule und Mittelschule einen idealen Standort finden - und der Essbare Schulweg wurde realisiert!

Was dahinter steckt

Ziel des Projekts ist es einen Erfahrungsraum für Kinder zu schaffen, wo sie selber aktiv gestalten, pflanzen, mitarbeiten und erleben können, wie Früchte wachsen. Der gemeinschaftliche Aufbau macht Spaß, ermöglicht eine Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen, eine Naturerfahrung und die Kinder können stolz auf das öffentlich sichtbare Ergebnis sein.

Für alle WegnutzerInnen wird erfahrbar, dass bei uns vielfältige Lebensmittel wachsen können, auch unbekannte Sorten. Im Wechsel der Jahreszeiten können die Pflanzen mit allen Sinnen in Geruch, Farbe und Geschmack erlebt werden; sie stehen allen zur Verkostung zur Verfügung.

Der Essbare Schulweg konnte im Rahmen des Interreg-Projektes Kostbares Wipptal umgesetzt werden.

Die Umsetzung

Mir war es wichtig, dass möglichst viele SchülerInnen beider Schulen in die Gestaltung und den Aufbau involviert sind. Daher wurden - nach Erstellung eines Pflanzkonzeptes und Abklärung des Materials - die Bretter in die Schulen geliefert, wo sie kunstvoll bemalt wurden. Beide Schulen ließen sich auf die Zusammenarbeit ein. Zudem habe ich um finanzielle Unterstützung bei ansässigen Firmen angesucht und mit dem Gemeindearbeiter den weiteren Materialbedarf abgeklärt.

Die Projekttage waren von 30. Juni bis zum 5. Juli geplant. Der Regen hätte uns beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber wir ließen uns nicht abschrecken und hielten durch: die vier Hochbeete wurden mit der 3b der MS Matrei - unter Anleitung von Christoph Klocker, Markus Signitzer, der beiden Werklehrer und mir - aufgebaut und befüllt.

An den folgenden drei Tagen wurde im Stationsbetrieb mit sechs Klassen der Volksschule gearbeitet. Während die einen Kinder Pflanzen setzen, beschäftigen sich die anderen unter Anleitung von Claudia Sacher und einer Kollegin von feld:schafft mit Saisonalität, Pflanzenwachstum und essbaren Pflanzenteilen. In einer weiteren Station gestalteten die Kinder fast 60 Infotafeln und Pflanzenschilder. Und natürlich wurde gerätselt welche Pflanze dies sein könnte, verkostet und Schilder angeschraubt.  

Erste Erkenntnisse

„Die Blätter schmecken voll süß, obwohl kein Zucker drin ist!“ staunte Ryan bei der Verkostung der Kräuter. Und Romed malte begeistert die „Mausemelone“ - für die als Melothria bekannte Fruchtpflanze - auf ein Pflanzenschild. „Aber Kiwis wachsen doch nur in Neuseeland!“ wunderte sich ein Mädchen, als sie die Minikiwi entdeckte. Sie ist tatsächlich ein kleines Experiment, neben den bewährten Himbeeren, Jostabeeren, Maibeeren und natürlich Erdbeeren. Hier wird sichtbar, dass bei uns vielfältige Lebensmittel wachsen - und genutzt werden können. „Da kann ich auch noch etwas lernen!“ freute sich eine Spaziergeherin über die bunten Beete und die vielfältigen Pflanzen.

Die Zusammenarbeit

„Die Kinder waren total begeistert – und die Lehrerinnen auch. Es war super organisiert“, kommentierte Martina Mader, Direktorin der Volksschule.

Auch Bürgermeister Alexander Woertz freute sich sehr über diese gelungene Umsetzung im Rahmen des Interreg-Projektes Kostbares Wipptal und die Kooperation mit den Schulen, den Gemeinden, dem OGV und bedankte sich für die Unterstützung durch die Raika Matrei und die Firma Schafferer.

Im Sommer werden die Pflanzen von den Gemeindearbeitern gegossen und stehen allen Spaziergängern zur Verkostung zur Verfügung. Im kommenden Schuljahr wird der Essbare Schulweg auch im Unterricht genutzt.

Mein Resumé

Ich bin erschöpft und glücklich - der Essbare Schulweg in Matrei ist unglaublich schön geworden und schon allein der Aufbau hat ganz viel Neugierde geweckt, Gespräche und Geschmackserlebnisse eröffnet - und Freude bereitet.