Im Rahmen des grenzübergreifenden Projektes Kostbares Wipptal werden essbar bepflanzte Orte im privaten und öffentlichen Raum sichtbar gemacht und auch neue Pflanzprojekte realisiert. Damit soll aufgezeigt werden, welche Vielfalt an heilsamen Pflanzen und Lebensmitteln bei uns wachsen (können) und das Bewusstsein für den Wert der Natur und unserer Gärten gestärkt werden. Außerdem wird der grenzübergreifende Austausch miteinander angeregt, damit Verbindendes gefunden und vielleicht auch Mut für Neues entstehen kann.
Im Rahmen des Projekts fanden im Sommer 2021 je eine Exkursion im südlichen und eine im nördlichen Wipptal statt, bei denen essbar bepflanzte Orte mit allen Sinnen erlebt werden konnten.
Am 7. August fanden sich fast 20 Interessierte beim Treffpunkt Steirerhof in Wiesen/Pfitsch ein. Gabi und Sepp Holzer von den Kräutergärten Wipptal führten auf ihre blühenden Kräuterfelder und gaben einen Einblick in ihr vielfältiges Kräuterwissen. Sie verführten die Gruppe mit Kostproben von Quittenpunsch, Steinklee-Eis, Johannisbeerlikör und noch so einigem mehr und erzählten mit Offenheit und Humor und von ihrer Motivation und den Herausforderungen des Kräuterhofes.
Im Anschluss spazierte die Gruppe mit Stadträtin Christine Eisendle-Rekla und der Sterzinger "Blumenfee" Cilli noch durch ihre Altstadt und staunte über die vielen essbar und bunt bepflanzten Tröge der "Essbaren Stadt". Schaut gut aus und wirkt - nicht nur die Pflücksalate werden fleißig geerntet, auch der Thymian wird allmorgendlich gestreichelt, konnte man erfahren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Nord- und Südtirol genossen das lebendige, humorvolle und inspirierende Miteinander und so manches Heilkräuterrezept wurde ausgetauscht.
Zum Sommerausklang am 18. September nutzten 25 große und kleine Menschen die Gelegenheit bei strahlendem Sonnenschein an fünf Standorten rund um Matrei am Brenner private Garteneinblicke, frisch gepressten Apfelsaft, Lehmofenpizza und mehr zu genießen.
Mit ihrer großen Vielfalt an Gemüsepflanzen, Obstbäumen, Kräutern und Wildsträuchern versetzten Rosmarie und Peter Obojes in ihrem Garten in Statz die Besucher in Staunen. Auch wenn der Sommer vorbei ist, gab es hier noch vieles zu ernten, Tiere zu beobachten und es wird auch weiterhin gepflanzt, denn im Naturgarten werden die Beete nicht abgeräumt. „Den Großteil der Pflanzen ziehe ich selbst vor. Gedüngt werden sie dann mit verschiedenen Pflanzenjauchen“, erklärte Peter Obojes. „Werden die Spargelpflanzen jetzt noch einmal geschnitten?“ „Wo wächst der Maulbeerbaum?“ … Die Fragen gingen nicht aus.
Währenddessen war eine zweite Gruppe beim Obst- und Gartenbauverein in Pfons, wo Obmann Erich Schafferer die Obstpresse erklärte und vorführte. Die moderne Bandpresse mit einem eigens angeschafften Pasteurisator und einer Abfüllanlage sorgten dank der fachmännischen Bedienung dafür, dass aus den angelieferten Äpfeln/Birnen in kürzester Zeit eine haltbare Kost-Barkeit wird - faules Obst am Gartenboden gehört somit der Vergangenheit an. Besonderes Interesse zeigten die Sterzinger Projektkollegen: „Vielleicht gibt‘s in Zukunft unseren eigenen Sterzinger Apfelsaft“, meinte der Sterzinger Stadtrat Markus Larch. Auch bei Ortsbäuerin Christine und Alfred Lener am Bauernhof tauschte man in einer Besichtigungsrunde von den Obstbäumen bis zum Tennen viele Erfahrungen aus. Mit Bauernbrot und eingekochten Früchten wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verköstigt. Einige Interessierte machten anschließend einen Lokalaugenschein am neuen „Essbaren Schulweg“ in Matrei.
Zum Ausklang trafen sich alle im Gemeinschaftsgarten des Vereines „Wir im Garten Wipptal“, wo Anna, Didi, Monika und Doris für beste Stimmung mit zahlreichen Geschichten aus dem Gemeinschaftsgarten sorgten. Die Südtiroler erkannten sofort, dass der Sommerschnitt bei den Weinreben an der Laube verabsäumt wurde und legten gleich Hand an. „Und wie funktioniert das jetzt wirklich mit der Organisation?“ wunderte sich eine Teilnehmerin über das Miteinander im Gemeinschaftsgarten. Ein Highlight war natürlich der Lehmofen, in den Didi an diesem Abend mit neuer Pizzaschaufel und geübtem Griff fast 30 - von den Teilnehmern selbst belegte - Pizzen schob.
„Und beim nächsten Besuch in Sterzing kommt‘s in unseren Garten“ meinte Cilli beim Abschied zu Monika und Doris. „Ein kurzweiliger und sehr abwechslungsreicher Nachmittag mit vielen Inspirationen und neuen grenzübergreifenden Kontakten“, freute sich Organisatorin Petra Obojes-Signitzer beim Abschluss. Und genau das entspricht ja auch der Idee von Interreg.